Programm

Bilder: https://www.sintiundroma.org; Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma & Archiv des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau

Giesinger Geschichte

80 Jahre Widerstand der Sinti-Rroma

  • Fr
  • 17.05
  • 19.00h

Am 15. Mai befahl die SS die "Liquidierung" des sogenannen "Zigeunerlagers" für den folgenden Tag. Die Entscheidung war aber durchgedrungen. So bewaffneten sich die Lagerinsassen mit Spaten, Messern und Steinen. Als am 16. Mai der Befehl ertönte, die Unterkünfte zu verlassen, schrie Josef Höllenreiner: "Wir komen nicht raus! Kommt Ihr rein! Wenn Ihr was wollt, müsst Ihr schon reinkommen!" Die Nazis wollten offenbar nicht riskieren, dass einige ihrer Soldaten dabei getötet werden und sich dadurch der Funke des Widerstands im restlichen Lager verbreiten würde.

  • Redner: Roland Hefter (Stadtrat, München)
  • Musik: Gaspar & Gaspar (Cembalon, Klavier, Kontrabass)
  • Moderation: Regina Hartmann

Mehr Informationen:

Der Lagerabschnitt B II e in Auschwitz-Birkenau, bekannt als das „Zigeunerlager“, bestand aus zwanzig Baracken auf beiden Seiten einer Lagerstraße. In den "Wohnbaracken" waren bis zu tausend Menschen auf dreigeschossigen Holzpritschen zusammengepfercht. Daneben gab es Funktionsbaracken wie den Krankenbau oder die Schreibstube, während der gesamte Bereich von elektrisch geladenem Stacheldraht umgeben war.

Bis Anfang April 1943 waren über 12.000 Sinti und Roma in dieses Lager gebracht worden. Im März und Mai 1943 fanden die ersten Massenvergasungen statt, bei denen mehr als 2.700 Männer, Frauen und Kinder mit Zyklon B ermordet wurden.

Der Lageralltag war geprägt von Folter, Terror, schwerster Zwangsarbeit und unzureichender Ernährung sowie katastrophalen hygienischen Bedingungen. Die Inhaftierten mussten hilflos mitansehen, wie ihre Familienangehörigen verhungerten oder an Krankheiten wie Flecktyphus starben. Von den insgesamt 23.000 Gefangenen im „Zigeunerlager“ überlebte fast niemand; besonders Säuglinge und Kleinkinder hatten keine Überlebenschance.

Am 16. Mai 1944 leisteten die im "Zigeunerlager" verbliebenen Sinti und Roma Widerstand gegen die geplante Ermordung durch die SS. Bewaffnet mit Steinen und Werkzeugen und nach einer Warnung verbarrikadierten sie sich in den Baracken, um die drohende Vernichtung abzuwehren.

Im Frühjahr und Sommer desselben Jahres wurden etwa 3.000 Sinti und Roma nach Selektionen durch die SS in andere Konzentrationslager deportiert, um in der deutschen Rüstungsindustrie ausgebeutet zu werden. Etwa 4.300 Personen, hauptsächlich Alte, Frauen und Kinder, blieben in Auschwitz-Birkenau zurück. Bei der "Liquidierung" des "Zigeunerlagers" in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden sie trotz verzweifelter Gegenwehr in den Gaskammern ermordet.

Josef Höllenreiner, war ein Sinto aus München Giesing. Er lebte mit seiner Familie bis zu ihrer Entrechtung und Deportation durch die Gestapo in unserem Stadtviertel. Er war einer der Initiatoren des Widerstands im Lager. Seine Söhne Hugo und Manfred Höllenreiner wurden für die medizinischen Experimente von Dr. Josef Mengele missbraucht. Nach Kriegsende lebte er mit Teilen seiner Familie wieder zeitweise in München Giesing.


Eintritt frei

Eine Veranstaltung

in Kooperation mit

Unterstützung des Projekts


Für diese Veranstaltung wie für alle anderen Veranstaltungen im Giesinger Bahnhof gelten unsere Antidiskriminierungs- und Ausschlussregelungen. Die Veranstaltende in unserem Haus zwingend umzusetzen haben.